Zugegeben, bei den Worten „Vatikanbibliothek“ oder „Heilige Manuskripte“ denkt man nicht sofort an Informatik oder das SCC. Doch digitales Forschungsdatenmanagement spannt die Brücke zwischen dem Wissensgut der wertvollen Bücher und Manuskripte der vatikanischen Bibliothek und den modernen Methoden der Informationswissenschaft. Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojektes „Materialisierte Heiligkeit“ untersuchen Forscherinnen des SCC gemeinsam mit Expertinnen der Jüdischen Studien und Materialwissenschaft mittelalterliche Torarollen und deren Transformation in die digitale Welt. Dabei stellt sich insbesondere die Frage, wie sich der multiperspektivische Informationsgehalt der Torarollen in maschinenlesbare, strukturierte Objekte und Daten umwandeln lässt, um gezielte computergestützte Analysen und Visualisierungen zu ermöglichen. Um diese Informationen zu studieren und zu sammeln, ist die Anschauung der realen Objekte unerlässlich.
Die Sammlung der Vatikanbibliothek enthält zwei mittelalterliche Torarollen sowie viele weitere interessante und projektrelevante Manuskripte. Im April wurde Laura Frank und Dr. Danah Tonne (beide SCC) gemeinsam mit den Expertinnen der Jüdischen Studien der Zutritt in die Biblioteca Apostolica Vaticana gewährt, um diese Schätze zu begutachten. Unter strenger Aufsicht und nach vielen Sicherheitskontrollen durften die Forscherinnen die alten, wertvollen Objekte auf Besonderheiten und Auffälligkeiten untersuchen. Dabei konnten Laura Frank und Danah Tonne nicht nur tiefe Einblicke in die Arbeit der Geisteswissenschaftlerinnen gewinnen, sondern auch viele Fragen rund um die konzipierten Datenmodelle und zur technischen Umsetzung der eigenen Forschungsarbeit klären.